Dieser Frage widmete sich auch 2024 das Dialogforum, das die Parlamentsdirektion zusammen mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaft ausrichtet. Für die Beantwortung hat das Team um Medien- und Kommunikationsforscher Matthias Karmasin den aktuellen Stand der Forschung zusammengetragen. Und das Ergebnis sei eindeutig: „Die kurze Antwort lautet Ja.“
Medienkompetenz
Für viele Menschen sind Soziale Medien die primäre Informationsquelle. Leider fehlt es oft an der Medienkompetenz zwischen Information und Desinformationen zu unterscheiden. Ein große Rolle spielt dabei auch KI-unterstütze Software, die auch das Manipulieren von Bildmaterial und Videos sehr leicht macht. Daher bin ich ein starker Befürworter für ein Unterrichtsfach „Medienkompetenz“ in den Pflichtschulen.
Meinungsblase
Weiters spielt ein große Rolle, dass die meisten User von sozialen Medien bei Diskussionen eine passive Rolle spielen, also stille Beobachter von Diskursen von einer Minderheit sind, die extreme Standpunkte vertreten. Irgendwann schlägt man sich auf eine Seite und bleibt dabei. Die Geschäftsmodelle der Sozialen Medien unterstützen dies und schlussendlich landet man in einer Meinungsblase. Man bekommt nur mehr die Information serviert, die man hören und sehen will, dazu die maßgeschneiderte Werbung. Das passiert schleichend und vom User meistens unbemerkt.
Gesellschaftliche Gräben
Zurück zur Eingangsfrage. Warum sind die sozialen Medien eine Gefahr für die Demokratie? Ich persönliche glaube, dass bei aufkommenden unüberbrückbaren gesellschaftlichen Gräben die Sozialen Medien die Hauptverantwortung tragen. Populisten befeuern dies und nützen ein wachsendes Unsicherheitsgefühl für die eigenen politischen Ziele aus. Desinformation oder geschickte Formulierungen, die Desinformationen in die Köpfe pflanzen sind leider schon politischer Alltag. Noch dazu fallen extreme politische Ansichten durch die Meinungsblasen der sozialen Medien auf schon aufbereiteten und fruchtbaren Boden. Die massenhafte Verbreitung passiert von selber, eben über die Sozialen Medien.
Und das ist eine Gefahr für die Demokratie, da die Bevölkerung das Vertrauen verliert – in die Medien, in die Politik und somit auch in die Demokratie.
Quelle: parlament.gv.at