• Daniel Mayrwöger | AUFWIND 2025/ 01
Ein globales Phänomen mit lokalen Auswirkungen:
Demokratie, lange als die stabilste Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens gefeiert, steht weltweit unter Druck. Von den USA über Brasilien, Ungarn bis hin zu Polen – die Symptome sind oft ähnlich: ein schleichender Machtzuwachs der Exekutive, die Schwächung unabhängiger Institutionen und der mediale Druck auf kritische Stimmen. Doch was global spürbar ist, macht auch vor Österreich nicht halt und reicht bis in die kleinsten Gemeinden hinein.

Globale Trends und ihre Gefahr für die Demokratie

Weltweit erleben wir eine Zunahme autoritärer Tendenzen. Staaten, die einst als Vorbilder für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit galten, ringen zunehmend mit Populismus, politischer Polarisierung und einem erstarkenden Nationalismus. Diese Entwicklungen schwächen das Vertrauen in demokratische Institutionen und lassen autoritäre Strukturen erstarken. In Ländern wie Ungarn, Rumänien, Serbien oder Polen sehen wir, wie Regierungen systematisch die Unabhängigkeit von Gerichten untergraben, freie Medien einschränken und Bürgerrechte beschneiden. Auch die Vereinigten Staaten haben in den vergangenen Jahren Erfahrungen mit der Aushöhlung demokratischer Normen gemacht, die den sozialen Zusammenhalt massiv belasten.

Österreich – auch hier ist die Demokratie unter Druck

Auch in Österreich zeigen sich Tendenzen, die die demokratischen Grundfesten erschüttern könnten. Von Angriffen auf die Pressefreiheit über die Schwächung parlamentarischer Kontrolle bis hin zu parteipolitisch motivierten Postenbesetzungen in Schlüsselpositionen – die Herausforderungen sind vielfältig. Besonders besorgniserregend ist die zunehmende Entfremdung zwischen Bürgern und ihren politischen Vertretern. Vertrauensverlust in die Politik und steigende Wahlmüdigkeit sind nur zwei Symptome dieses Problems.

Demokratie auf Gemeindeebene – Warum sie so wichtig ist

Gerade auf kommunaler Ebene ist Demokratie erlebbar und konkret. Hier entscheiden Menschen direkt über ihre Lebenswelt, ihre Schulen, die lokale Infrastruktur und soziale Projekte. Wenn jedoch auch hier der Einfluss kleiner Interessensgruppen oder parteipolitische Machtspielchen überhandnehmen, leidet die Glaubwürdigkeit der demokratischen Selbstverwaltung. In Gemeinden wie Hörsching ist es daher entscheidend, Transparenz, Bürgerbeteiligung und politische Unabhängigkeit zu fördern.

Was wir tun können – Demokratie stärken durch echte Bürgerbeteiligung

Der Schutz und die Stärkung der Demokratie beginnen vor unserer Haustür. Gerade in einer Zeit, in der politische Polarisierung und ein schwindendes Vertrauen in etablierte Institutionen die Gesellschaft spalten, ist es entscheidend, die Menschen aktiv in Entscheidungsprozesse einzubinden. Demokratie darf nicht nur ein theoretisches Ideal bleiben, sondern muss im Alltag lebendig und erfahrbar sein.

Transparenz als Grundlage

Ein erster Schritt, um Demokratie auf lokaler Ebene zu stärken, ist die Schaffung von Transparenz. Offene Sitzungen, leicht zugängliche Informationen und regelmäßige Berichte über kommunale Entscheidungen schaffen Vertrauen und verhindern den Eindruck von Hinterzimmerpolitik. Gemeinderatssitzungen sollten nicht nur öffentlich zugänglich sein, sondern auch digital übertragen werden, um möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern die Teilnahme zu ermöglichen.

Direkte Demokratie und Bürgerentscheide

Instrumente direkter Demokratie wie Bürgerentscheide, Bürgerbegehren und Volksabstimmungen bieten direkte Mitsprachemöglichkeiten. Sie sind ein mächtiges Werkzeug, um die Distanz zwischen Politik und Bevölkerung zu verringern. In einigen österreichischen Gemeinden (Graz, Gemeinden in Vorarlberg) haben sich Bürgerhaushalte bewährt, bei denen die Einwohner selbst über Teile des kommunalen Budgets entscheiden können. Diese Form der Mitbestimmung stärkt das Verantwortungsbewusstsein und fördert ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen der lokalen Verwaltung.

Bürgerforen und Dialogplattformen

Bürgerforen, Bürgerräte und digitale Beteiligungsplattformen bieten eine weitere Möglichkeit, die Stimme der Bevölkerung einzufangen. Diese Formate ermöglichen es, komplexe Themen gemeinsam zu diskutieren und tragfähige Lösungen zu erarbeiten. In Vorarlberg hat sich beispielsweise das Modell der Bürgerräte etabliert, bei dem zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger gemeinsam Empfehlungen für politische Entscheidungen erarbeiten. Diese Methoden fördern nicht nur die direkte Demokratie, sondern schaffen auch einen Raum für respektvollen und konstruktiven Austausch.

Jugendbeteiligung und Bildung

Besonders wichtig ist es, junge Menschen frühzeitig in demokratische Prozesse einzubinden. Jugendparlamente, Schülervertretungen und Jugendräte bieten hier wertvolle Lernmöglichkeiten. Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit – sie muss immer wieder neu erlernt und gelebt werden.

Demokratie lebt von Engagement. Es braucht Menschen, die sich einbringen, die mitdiskutieren und sich für die Gemeinschaft stark machen. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass unsere Gemeinden Orte der Vielfalt, Toleranz und offenen Diskussion bleiben. Denn eine starke Demokratie beginnt dort, wo alle eine Stimme haben – und diese auch gehört wird.